Qualität.Sichern

Qualität im Sinne von Funktionalität und guter Gestaltung sollte von Beginn an und über die komplette Planungs- und Bauphasen das wichtigste Kriterium sein. Wenn ich nach Hamburg, Berlin oder Stuttgart blicke, muss ich feststellen, dass dies wohl dort nicht der Fall ist. Und auch bei vielen anderen (unbekannteren) Projekten, regieren Kosten und Termine das Tagesgeschehen.

Das sollte nicht so sein. Denn letztendlich wollen Mitarbeiter, Kunden und Besucher doch nur dort sein, wo alles gut funktioniert und sie sich wohl fühlen. Was bringt die fertige Immobilie für 3 Mio. Euro, wenn kein Mieter einziehen möchte, weil die Prozesse nicht funktionieren oder die Atmosphäre auf Grund der Gestaltung nicht positiv ist?

Natürlich sind zu Beginn eines Projektes Qualitätsziele vorhanden und es gelingt auch oft ein überzeugender Architekturentwurf. Doch gehen die gesetzten Qualitätsziele im Projektverlauf oft unter, wenn in der „heißen“ Realisierungsphase die Realisierungskosten steigen und geänderte Rahmenbedingungen die Termine gefährden. Ein typischer Verlauf sieht daher heute so aus:

Das Qualität-Zeit-Kosten-Dilemma in großen Projekten

Das Qualität-Zeit-Kosten-Dilemma in großen Projekten

Die Bedeutung der Termine nimmt bis zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme drastisch zu. Die Qualitätsziele werden zur gleichen Zeit unwichtiger. Verständlich, da die Immobilie schließlich Ertrag bringen soll und Verträge eingehalten werden müssen. Die Kosten bleiben immer konstant wichtig. Erst nach der Inbetriebnahme ändert sich die Situation. Denn dann wird offensichtlich, wo an Qualität eingespart wurde, wo Prozesse nicht funktionieren, wo eventuell Fehler gemacht wurden, weil  man sich nicht auf Qualität sondern Kosten und Termine konzertiert hat.

Die Funktionalität und gestalterische Qualität bestimmt zwar maßgeblich den Nutzen des Bauprojekts, findet aber wie man sieht in der Realisierungsphase wenig Beachtung, wenn es gilt,  Budgetgrenzen und Vertragstermine einzuhalten. Sie erscheinen naturgemäß weniger wichtig. Der Nutzer (und ggf. auch der Steuerzahler!) sehen das selbstverständlich anders.

Es braucht also ein Verfahren, das sicherstellt, dass Qualität, im Sinne des gewünschten Nutzens, am Projektende auch erreicht wird. Ein Verfahren, das die Bedeutung der Qualitätsziele über alle Phasen hinweg sichert. Ein Verfahren, das Qualität auf die gleiche Stufe wie Termine und Kosten hebt.

Zwei Ansätze für die Sicherung von Qualität

Ich sehe hierfür zwei Ansätze. Der erste Ansatz ist das Erhöhen der ökonomische Objektivierbarkeit (Härte) von Qualität in der Projektsteuerung. Das kann man dadurch erreichen, indem man die qualitativen Ziele in berechenbare Daten übersetzt. Dadurch werden die qualitativen Ziele

  • mess- und steuerbar
  • klar und eindeutig
  • in (Nutzungs-)Kosten und Ertrag ausgedrückt

Der zweite Ansatz um die Qualität im Projekt zu retten ist meiner Meinung nach das Erhöhen der Akzeptanz für die Qualitätsziele. Dafür müsste man unterschiedliche Maßnahmen durchführen:

  • Zwischen Investor, Nutzer und Planer vermitteln, da diese unterschiedliche Ziele haben
  • Allen Beteiligten den Nutzen der Ziele und Anforderungen nachweisen
  • Die Nutzungskosten- und Ertragssicht auf Qualität erhöhen
  • Gestaltungsqualität stärker mit Faktoren des Immobilienwerts verknüpfen

Grundlage hierfür wäre die richtige Datenbasis aus eindeutigen, validierten Ziel bzw. Anforderungen, die auch die Nutzerprozesse abbilden und einen roten Faden vom Oberziel bis zum technischen Detail ausweisen.

Eine etablierte Methodik, die beide Ansätze verfolgt und dies ermöglicht  ist das Anforderungsmanagement. Diese ist z. B. im Automobilbau seit Jahren etabliert. Hier geht nichts mehr ohne diese professionelle Unterstützung. Bei jedem Modell wird Anforderungsmanagement eingesetzt, um Ziele der Funktionalität und Gestaltungsqualität realisieren zu können.

Lösung: Anforderungsmanagement

Anforderungsmanagement vermittelt, schafft Akzeptanz und stellt Beziehungen zwischen der Ertragswirksamkeit von Anforderungen, also Kosten und Nutzen, und der Qualität her.
Es dient auch dazu, zwischen den Fachleuten (Planer), den Nutzern und dem Bauherrn zu vermitteln. Wie überall wo Leute zusammenarbeiten ist die richtige Kommunikation der wesentliche Schlüssel zum Erfolg. Daher setzt man im Anforderungsmanagement sehr auf transparente Daten und kontinuierliche Kommunikation zwischen allen Beteiligten.

Ich bin davon überzeugt, dass man mit Anforderungsmanagement auch in der Baubranche Qualität sichern kann und dadurch letztlich Immobilien errichtet, die einen hohen Wert haben. Jetzt und in Zukunft.

Sehen Sie das auch so? Was meinen Sie: Kann man die Qualität und damit den Wert einer Immobilie mit diesem Ansatz erhöhen? Kann sich die Methode aus der Automobilbranche auch bei uns durchsetzen?

Ich freue mich auch Ihre Meinung!